Versorgungs­planung: Die Ressourcen besser koordinieren

Mit dem Kostendämpfungspaket 2 möchte der Bundesrat die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen dämpfen. Das Geschäft dürfte erst in der Sommersession beraten werden. Was jetzt schon passieren muss: Die Koordination der Ressourcen im Gesundheitswesen muss verbessert werden.

Das Kostendämpfungspaket 2 soll die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen eindämmen. Momentan laufen die Abklärungsaufträge, welche an die Verwaltung erteilt wurden. Klar ist aber schon jetzt, dass Netzwerke zur koordinierten Versorgung ein wichtiger Bestandteil des Pakets sein werden, obwohl diese gemäss den Vorschlägen des Bundesrates bei praktisch allen Gesundheitsakteuren auf Gegenwehr stossen.

Es ist entscheidend, dass diese Netzwerke liberal ausgestaltet sind und auf guten digitalen Plattformen basieren. Bisher ist davon allerdings wenig zu sehen. Die aktuellen Vorschläge führen insbesondere im Bereich der integrierten Versorgung eher zu noch mehr Regulierung im Gesundheitswesen. Da die Kantone neu dafür zuständig wären, die Versorgungs-Netzwerke zuzulassen und ihnen Leistungsaufträge zu erteilen, dürften in der Verwaltung neue Stellen geschaffen werden. Das kann nicht das Ziel sein.

Mut machen dagegen zahlreiche Projekte, in denen Netzwerke zur koordinierten Versorgung bereits in der Praxis arbeiten. Gemäss Zahlen des Krankenkassenverbands santésuisse sind 17 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer in einem Hausarzt- oder HMO-Modell mit Budgetmitverantwortung versichert. Die Versicherten verpflichten sich, bei Beschwerden zuerst ihre Praxis zu kontaktieren und dort die Behandlung bei Spezialisten koordinieren zu lassen. Die Hausärzte ihrerseits haben sich einem Ärztenetzwerk angeschlossen, das sich an einem Budget orientiert, welches mit den Krankenkassen ausgehandelt wurde. Liegt das Ärztenetz mit den Behandlungskosten Ende Jahr unter diesem Budget, profitiert es finanziell. Erfahrungen zeigen, dass einige Netzwerke eine Kostenersparnis von bis zu 20 Prozent erreichen. Die Patienten profitieren entsprechend von Prämienrabatten.

Doch gerade, was die Koordination der Ressourcen im Gesundheitswesen betrifft, gibt es in der Schweiz noch Luft nach oben. Gemäss Studien im Auftrag des BAG sind knapp 20 Prozent der Leistungen im Gesundheitswesen unnötig. Hier soll der indirekte Gegenvorschlag ansetzen. Auch das Nationale Forschungsprogramm «Gesundheitsversorgung» (NFP 74) des Schweizerischen Nationalfonds hat gezeigt, dass sich Ressourcen im Gesundheitswesen effizienter nutzen lassen (zur Studie). Bei 34 Projekten wurden bestehende Abläufe in der Gesundheitsversorgung untersucht. Fazit: Die Überalterung der Bevölkerung und die zunehmende Häufigkeit von chronischen Krankheiten rufen nach einem Wechsel. Das Gesundheitssystem, in dem heute die Behandlung von akuten Krankheiten im Vordergrund stehe, müsse vermehrt auf Prävention und Gesundheitsförderung sowie auf eine langfristig angelegte, patientenzentrierte und integrierte Versorgung ausgerichtet werden. Hier kommt einmal mehr die Digitalisierung ins Spiel, die diese Koordination unterstützen kann.

Einschätzung des FGS: Wir sollten unser Augenmerk auf innovative Ansätze und eine bessere Koordination der Ressourcen richten. Nur so können wir die künftigen Herausforderungen meistern. Sorgen wir dafür, dass die bereits bestehenden Netzwerke zur koordinierten Versorgung nicht unnötig in ihrer Tätigkeit eingeschränkt werden. Zudem sind die Anreize so zu setzen, dass es zu weiteren neuen Netzwerken kommt. Dabei sollten wir zusätzliche Bürokratie vermeiden, die einen Grossteil der erreichten Kosteneinsparungen wieder zunichtemachen würde.

Parlamentsgeschäfte

Im Nationalrat

20.332 22.431 22.3671 22.4048

Im Ständerat

20.3370 22.4295 22.4314 22.4341 22.4370

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