Versorgungsengpässe mit Arzneimitteln vermeiden

Ein Bericht des Bundesamtes für Gesundheit hält fest, dass die Versorgung mit Arzneimitteln in der Schweiz gestärkt werden muss. Ein Massnahmenkatalog zur Verbesserung der Versorgungssituation soll im Verlauf dieses Jahres durch eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe vertieft geprüft werden.

Die Pandemie hat deutlich gemacht, wo es in unserer Gesundheitsversorgung Lücken gibt. Trotz der aussergewöhnlichen Umstände war die Versorgung mit patentgeschützten Medikamenten während der Pandemie in der Schweiz gewährleistet, auch dann, als die Nachfrage teilweise 6-mal so hoch war wie zu normalen Zeiten. Die vereinzelten Versorgungsengpässe, die oft bereits vor der Krise bestanden, betreffen überwiegend nicht mehr patentgeschützte Produkte wie Antibiotika und gewisse Schmerzmittel.

Auf verschiedene Vorstösse im Parlament hin hat der Bundesrat eine Situationsanalyse über Versorgungsengpässe mit Humanarzneimitteln in der Schweiz in Auftrag gegeben. Der Bericht des Bundesamtes für Gesundheit BAG wurde Anfang Jahr publiziert. Darin wird festgehalten, dass Versorgungsengpässe mit Medikamenten weltweit zunehmen, auch in der Schweiz. Im Bericht wird ein Katalog von Massnahmen zur Verbesserung der Versorgungssituation vorgeschlagen, die in einem zweiten Schritt vertieft geprüft und bei entsprechender Eignung auch umgesetzt werden sollen.
Die Ursachen für die bestehenden Versorgungsengpässe sind nicht nur auf die Schweiz beschränkt. Die Covid-19-Pandemie erforderte einerseits spezifische Lösungen und akzentuierte andererseits bereits bestehende Ursachen für die Versorgungsengpässe wie die Konzentration der Produktion auf wenige Standorte, geringe Lagerhaltung sowie Ausfälle oder Qualitätsprobleme in der Herstellungskette.
Es wurden Massnahmen definiert, die zur Entschärfung von Versorgungsengpässen beitragen sollen. Dazu gehören u.a. das Monitoring und die Analyse von Versorgungsstörungen, nationale Massnahmen in den Bereichen Lagerhaltung von lebenswichtigen Arzneimitteln, bessere internationale Vernetzung oder eine Strategie für die Impfversorgung. Der Massnahmenkatalog wird im Verlauf dieses Jahres durch eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe vertieft geprüft.

Im Zuge der Beratungen hat die Gesundheitskommission des Ständerats SGK-S eine Motion zur Versorgungssicherheit bei Impfstoffen abgelehnt. Sie sprach sich gegen einen zentralen, staatlichen Einkauf von Impfstoffen ausserhalb von Krisenzeiten aus. Ein zentraler Einkauf sei nur im Pandemiefall sinnvoll und auch dann nur, wenn das Medikament global knapp ist und es eine staatliche Intervention braucht.

Haltung des FGS: Es ist richtig, dass die Versorgungssituation in der Schweiz analysiert und geeignete Massnahmen eingeleitet werden. Bei allen Vorschlägen gilt es, den ökonomischen Aufwand dem Nutzen für die Versorgungs- wie auch für die Patientensicherheit gegenüberzustellen. Mit pragmatischen Mitteln – etwa der Aufstockung von Lagerbeständen entlang der gesamten Vertriebskette – kann in vielen Fällen kostengünstig und effizient Abhilfe geschaffen werden. Eine vollständige Verlagerung der Produktionsketten in die Schweiz wäre hingegen eine unrealistische Forderung. Vielmehr gilt es, sich noch stärker international für offene Märkte und einen stabileren multilateralen Handelsrahmen einzusetzen. Hierzu gehören auch geregelte Beziehungen mit unserer wichtigsten Handelspartnerin, der Europäischen Union. Und schliesslich braucht es verbesserte Rahmenbedingungen im Zugangs- und Vergütungsprozess bei Medikamenten.

Parlamentsgeschäfte

Im Nationalrat

19.3005

Im Ständerat

20.3211 21.3978

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