So gelingt die Digitalisierung im Gesundheitswesen

Die steigenden Kosten im Gesundheitswesen sind ein Dauerthema. Doch statt mehr staatlicher Steuerung braucht es mehr Digitalisierung: So steigt die Qualität und die Kosten sinken. Studien sprechen von jährlichen Kosteneinsparungen von bis zu 8 Milliarden Franken in der Schweiz. Ist das realistisch?

Die einen sind geradezu euphorisch: Sie verweisen beim Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen auf Erhebungen, die für die Schweiz massive Kostensenkungen prognostizieren. Laut einer Studie von McKinsey und der ETH Zürich von 2019 (Link zur Studie) könnten durch den Einsatz der Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen 8,2 Milliarden Franken pro Jahr eingespart werden. Auf ein ähnlich hohes Effizienzpotenzial verweist auch die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in ihrem Digital Health Report (Link zur Studie).

Skeptiker denken beim Stichwort Digitalisierung im Gesundheitswesen dagegen an gläserne Patienten und künstliche Intelligenz-Anwendungen. Und äussern Bedenken zur Datensicherheit, die zur fehlenden Akzeptanz bei den Patientinnen und Patienten führe. Dabei sind die Menschen in der Schweiz durchaus offen und haben Vertrauen, was die Digitalisierung im Gesundheitswesen betrifft. Auch das hat der Digital Health Report gezeigt. Die technischen Lösungen, um Daten sicher zu übertragen, sind jedenfalls seit langem vorhanden. Ausserdem ist unbestritten, dass Leistungen, die miteinander vergleichbar sind, besser und tendenziell kostengünstiger werden.

Das Sparpotenzial ist auf jeden Fall beträchtlich. Ob es dann tatsächlich 8 Milliarden Franken pro Jahr sind, hängt auch von der konkreten Umsetzung ab. So oder so ist zu begrüssen, dass nun beim elektronischen Patientendossier (EPD) Bewegung ins Spiel kommt und die technologischen Grundlagen vereinheitlicht werden. Jetzt geht es darum, die Leistungserbringer zu motivieren, ihre Daten auszutauschen. Heute haben sie dafür keinen Anreiz. Im Gegenteil: In einem ersten Schritt müssen sie Investitionen tätigen. Wenn die Digitalisierung gelingen soll, darf es nichts kosten, eine Praxis oder Institution zu digitalisieren. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass wir um eine echte Anschubfinanzierung durch Bund und Kantone nicht herumkommen.

Auch der Bundesrat hat in seinem Bericht (Link zum Bericht) zur besseren Nutzung von Gesundheitsdaten – in Erfüllung des Postulates 15.4225 Humbel vom 18.12.2015 – verschiedene Massnahmen vorgeschlagen. Der Bericht kommt beispielsweise zum Schluss, dass ein «Nationales System zur Weiterverwendung und Verknüpfung von Gesundheitsdaten» geschaffen werden sollte. Auch das geht in die richtige Richtung.

Wichtig ist jetzt, dass die Digitalisierung mit konkreten Beispielen rasch und für alle sichtbar im Gesundheitsalltag umgesetzt wird. Dies wird dazu führen, dass Doppelspurigkeiten entlang der gesamten Behandlungskette ausgemerzt werden und alle Leistungserbringer besser informiert und koordiniert sind. Die Zeit drängt, wenn die Schweiz in der Digitalisierung nicht abgehängt werden will.

Haltung des FGS: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen wird und muss kommen. Wir müssen den Patientinnen und Patienten sowie den Leistungserbringern die Vorteile aufzeigen, indem wir sie bei der konkreten Umsetzung unterstützen und Anreize schaffen. Wer digital unterwegs ist, soll nicht bestraft, sondern belohnt werden. Nur so kann die Digitalisierung im Gesundheitswesen gelingen und mithelfen, Leistungen vergleichbar zu machen und Kosten zu senken.

Parlamentsgeschäfte

Im Nationalrat

19.046 19.4056 22.3015 20.3452 22.3016 19.3130 21.4374 21.4313 21.4373 21.067 21.063 22.3866

Im Ständerat

22.3608 21.324 21.325 21.323 21.300 20.300 20.304 20.330 20.333 22.3859 22.3802 22.3801

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