Zu viele Fehlanreize treiben die Kosten im Gesundheitswesen in die Höhe: Mengenausweitung und regionalpolitische Interessen steuern die Gesundheitsversorgung in die falsche Richtung. Nur wenn die Qualität der Leistungen nach klar definierten Kriterien gemessen und bezahlt wird (Pay per Performance), setzt das die richtigen Anreize.
Fürs kommende Jahr steigen die Krankenkassenprämien durchschnittlich um 8,7 Prozent oder 28.70 Franken im Monat an. Es ist höchste Zeit, endlich die Ursachen der Kostensteigerung anzugehen. Es gibt im Schweizer Gesundheitswesen zahlreiche bekannte Fehlanreize, welche die Kosten in die Höhe treiben. Ein grosses Problem ist es beispielsweise, dass die Kosten im Gesundheitssystem massgeblich durch eine Ausweitung der medizinischen Leistungen beeinflusst werden und die regionalpolitischen Interessen die heutige Gesundheitsversorgung mitbestimmen.
Es braucht deshalb moderne, kostendeckende Tarife im Gesundheitswesen. Und vor allem braucht es eine Leistungsabgeltung mit dem Fokus auf die Qualität (Pay per Performance). Erste Schritte zu mehr Leistungsabgeltung werden derzeit in zahlreichen Pilotprojekten gemacht. Jetzt muss sich zeigen, wie sich diese Projekte in der Praxis bewähren.
Auch der Bundesrat legt den Fokus zunehmend auf den Qualitätsaspekt. Vor zwei Jahren hat er die Eidgenössische Qualitätskommission (EQK) eingesetzt. Sie soll die Integration von «Best Practices» im Gesundheitswesen unterstützen. Die EQK kann unter anderem nationale Programme zur Qualitätsentwicklung finanzieren. Das erste Programm, das die EQK 2022 lanciert hat, fördert die Qualitätsentwicklung in Pflegeheimen. Ein zweites Programm widmet sich der Sepsis. Das Qualitätsthema wird auch zunehmend auf Medikamente ausgedehnt.
Das sind vielversprechende Ansätze. Wichtig ist zudem, dass das bestehende Krankenversicherungsgesetz konsequenter angewendet wird. Das Bundesamt für Gesundheit überprüft beispielsweise mit dem HTA-Programm (Health Technology Assessment) seit 2017, ob die Leistungen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sind. Werden diese Programme verbessert und nach internationalen Standards durchgeführt, können daraus deutliche Kosteneinsparungen entstehen. Die Bewertung von Leistungen in der OKP hilft mit, die Versorgungs- und Behandlungsqualität zu verbessern.
Haltung des FGS: Es sind verschiedene Schritte in die richtige Richtung, die dafür sorgen können, dass das Geld im Gesundheitswesen besser eingesetzt wird. Eine Verlagerung der Vergütung auf die Qualität führt dazu, dass nicht einfach nur die Menge, sondern auch das Resultat der erbrachten Leistung eine Rolle spielt. Qualität heisst für das FGS auch, dass Schweizerinnen und Schweizer einen möglichst schnellen Zugang zur Grundversorgung und zu in der Schweiz zugelassenen Medikamenten haben – denn hier spitzt sich die Situation weiter zu.