Seit Monaten fehlen für Schweizer Patientinnen und Patienten über hundert unterschiedliche Medikamente. Offizielle Daten zeigen: Patentgeschützte Medikamente sind in der Regel viel weniger stark von Versorgungsschwierigkeiten betroffen als patentabgelaufene und Generika. Der Hauptgrund dafür ist die Herstellung wichtiger Arzneimittel in wenigen, zentralisierten Produktionsstätten. Der weltweite Preisdruck und der Wettbewerb bei Medikamenten der Grundversorgung hat diese Entwicklung noch beschleunigt. Was jetzt zu tun ist.
Ibuprofen, eines der bekanntesten Schmerzmittel bei Grippe, Fieber und Entzündungen, ist in der Schweiz wieder problemlos erhältlich. Dass dies als Good News gilt, zeigt die Misere der letzten Monate auf. Denn Ibuprofen ist kein Einzelfall: Über hundert unterschiedliche Medikamente fehlen in der Schweiz. Dazu zählt auch das Antibiotikum Amoxicillin, das gegen Streptokokken-Infekte wirkt. Der Bund hat bei Amoxicillin wie bei sieben weiteren Medikamenten die Pflicht aufgehoben, dass es nur in der Originalverpackung verkauft werden darf. So können Packungen aufgeteilt werden.
Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) hat als Reaktion auf die Mangellage per 1. Mai 2023 entschieden, die Vergütung der Teilmengenabgabe von knappen Arzneimitteln zu regeln. Mit diesen Änderungen soll der Zusatzaufwand der Apotheken abgegolten werden.
Um vor allem langfristig die Versorgung des Schweizer Gesundheitssystems mit Medikamenten sicherzustellen, haben 16 Verbände und Organisationen die Volksinitiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» lanciert. Mit von der Partie sind auch Mitglieder des Forum Gesundheit Schweiz – der Schweizerische Apothekerverband (pharmaSuisse), die Vereinigung der Pharmafirmen in der Schweiz (VIPS), Interpharma (IPH) und das Konsumentenforum (KF).
Die Initiative fordert, dass der Bund die Kompetenz erhält, den Mangel an wichtigen Heilmitteln zu verhindern. Eigentlich wären die Kantone für das Gesundheitswesen zuständig. Die Initianten verlangen, dass der Bund die Rahmenbedingungen für die Produktion und Lagerhaltung von Medikamenten attraktiv gestaltet. Er soll sich auch darum bemühen, zuverlässige Lieferketten aus dem Ausland zu etablieren.
Haltung des FGS: Die beste Krisenvorsorge ist ein starker Forschungs- und Produktionsstandort. Ein solcher Standort kann aber nicht erst in der Krise aufgebaut werden, sondern muss konstant gepflegt werden. Daher braucht es strukturelle Massnahmen und eine breite Diskussion, um dieses gemeinsame Ziel zu erreichen.