Die Qualität im Gesundheits­wesen sichern – jetzt klug handeln

Kaum waren die Covid-19-Wellen abgeflacht, kamen in diesem Winter starke Wellen von Grippe und RS-Viren. Es gab Engpässe auf Notfallstationen sowie in Kinderkliniken. Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung hat den Bundesrat zudem informiert, dass die Lage bei der Versorgung mit lebenswichtigen Arzneimitteln neu als «problematisch» einzustufen sei. Was also braucht es, damit wir die Qualität im Gesundheitswesen sichern können?

Der oberste Notfallmediziner Vincent Ribordy fand kürzlich in den Medien drastische Worte: Die aktuelle Situation im Gesundheitsbereich bedeute für die Patientinnen und Patienten «eine verzögerte und teils würdelose Behandlung, lange Wartezeiten, Zunahme von medizinischen Fehlern, Anstieg von Mortalität und Morbidität». Parallel dazu machten Meldungen zu Versorgungsstörungen bei Medikamenten die Runde. Während in den letzten Jahren vorwiegend die Spitäler von einzelnen Engpässen betroffen waren, trifft es nun zunehmend auch Apotheken und Arztpraxen. Die Hauptgründe für diese Situation sind die Herstellung wichtiger Arzneimittel in wenigen, zentralisierten Produktionsstätten sowie der auf globaler Ebene erhöhte Preisdruck auf viele Medikamente der Grundversorgung. Hier gilt es, mit besseren Rahmenbedingungen gegenzusteuern.

Eine weitere Ursache für die angespannte Situation im Gesundheitswesen sind gemäss Medizinerinnen und Medizinern verschiedene respiratorische Krankheitserreger, die aktuell kursieren. Aber wie ernst ist die Lage im Schweizer Gesundheitswesen wirklich? Sind wir drauf und dran, die hohe Qualität der Leistungen zu verspielen? Eine Studie zur Widerstandsfähigkeit des Schweizer Gesundheitswesens gibt Entwarnung (zur Studie). Im Vergleich zu anderen Ländern wird das Schweizer Gesundheitssystem noch immer als sehr gut bewertet. Allerdings weisen die Experten daraufhin, dass in einzelnen Bereichen Probleme bestehen – etwa in den erwähnten Notfallstationen, den Kinderspitälern und teilweise in Hausarztpraxen.

Um saisonale Spitzen im Gesundheitswesen künftig besser abfedern zu können, ist eine integrale Versorgungsplanung, die über die Kantonsgrenzen hinaus geht, sinnvoll. Einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung kann auch das elektronische Patientendossier (EPD) leisten. Doch hier gibt es aktuell keine Fortschritte, weil die Eröffnung eines EPD für die Patientin und den Patienten viel zu kompliziert und die Finanzierung des EPD nicht nachhaltig geregelt ist. Hier muss das Parlament dringend nachbessern.

Die Digitalisierung und damit einhergehende Effizienzsteigerungen werden nötig sein, weil wir mittelfristig mit begrenzten Ressourcen und bei einer hohen Auslastung der Spitäler die heutige Qualität sichern müssen. Wenn wir nichts tun, wird eine hohe Auslastung der Spitäler womöglich zum Risiko. In einer Untersuchung wurde nachgewiesen, dass in kleineren Spitälern das Mortalitätsrisiko in gewissen Fällen bereits ab einer Auslastung von 42 Prozent ansteigt (zur Studie). Im Mittel über alle Spitäler lag die Schwelle bei 83 Prozent. Hier müssen wir frühzeitig mit gezielten Massnahmen gegensteuern.

Einschätzung des FGS: Die Meldungen über lange Wartezeiten und Engpässe bei gewissen Medikamenten schrecken auf, wobei es sich gemäss der WHO vor allem um ein globales Problem handelt. Die Produktion von Arzneimitteln ist hochgradig globalisiert. Jetzt gilt es, klug zu handeln und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Dazu gehört, auf liberale Elemente zu setzen und einer weiteren Verstaatlichung des Gesundheitswesens entgegenzuwirken. Nur mit gezielten Anreizsystemen können Game Changer wie die Digitalisierung im Gesundheitswesen ihre Wirkung entfalten.

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